Nach 5 Jahren Glaukomtherapie und durchgeführter Argon Lasertrabekuloplastik (ALT) soll mein Glaukom doch kein Glaukom sein.

Aufgrund meiner Kurzsichtigkeit war ich schon als Jugendliche zur Verschreibung von Brillen oder Kontaktlinsen Patientin bei Augenärzten. Diese empfahlen mir jährliche Kontrollbesuche da meine vergleichsweise hohe Kurzsichtigkeit (> -6 Dpt.) ein Risiko für Netzhautablösungen sei.

Ende 2010 nahm ich einen leichten Schmerz am Auge zum Anlass mal wieder zur Kontrolle zu gehen. Ich hatte in den Jahren zuvor die Ärzte  öfters gewechselt, aber bei diesem Arzt, Dr. Gelernter, war ich schon gelegentlich gewesen. Den Schmerz führte dieser auf Augentrockenheit zurück. Der exkavierte Sehnerv links beunruhigte ihn jedoch derart, dass er mich ins Ernst von Bergmann Klinikum in Potsdam zur Glaukomdiagnostik überwies. Die Papille sei ausgehöhlt und zudem habe ich eine Makropapille.

Anfang 2011 wurde ich dann im Ernst-von-Bergmann-Klinikum stationär aufgenommen. Das Tensio-Profil ergab rechts Werte zwischen 8 und 13mmHg und links zwischen 9 und 12mmHG, also Verdacht auf Normaldruckglaukom. Immer wieder fiel das Wort Makropapille. Mögliche beginnende Defekte im Gesichtsfeld sollten zunächst beobachtet werden. Aufgrund einer leichten Verschlechterung im Gesichtsfeld empfahl die mir als Glaukomspezialistin vorgestellte Ärztin Dr. Zarmas-Röhl im Mai 2011 eine Laserbehandlung. Sie bot mir an, diese sofort durchzuführen. Ich könne damit möglicherweise noch eine Zeitlang vermeiden, Glaukom-Medikamente tropfen zu müssen. Aufgrund meiner Befunde könne sie sich vorstellen, dass ich in wenigen Jahren großflächige Gesichtsfeldausfälle haben würde. Erschrocken suchte ich das Weite und wollte erstmal eine Zweitmeinung hören.

Da Professor Erb in Berlin derzeit in die Praxis am Wittenbergplatz umzog und gerade nicht praktizierte, landete ich erstmal in der Charité bei Professor Rieck. Ich machte mir mittlerweile Sorgen wegen einer beginnenden Kontrast-Sehstörung. Professor Rieck führte diese jedoch eher auf eine beginnende dezente Linsentrübung als auf das Glaukom zurück.
Im August begannen wir Medikamente auszuprobieren, Azopt, dann Taflotan sine, und dann Clonid Ophtal sine. Meine Augen reagierten gereizt und ich hasste die Therapie.

Im Oktober machte ich dann endlich Professor Erb meine Aufwartung. Für mich war immer noch nicht richtig klar, ob ich denn nun ein Glaukom habe oder nicht. Professor Erb verschrieb mir zunächst weiter Tropfen. Ich jedoch hatte das Gefühl, dass die nichts nützten und lediglich meine Augen reizten. Deswegen schlug ich ihm vor, die Tropfen abzusetzen und ersteinmal zu warten, ob sich überhaupt eine Verschlechterung ergebe. Professor Erb war damit einverstanden.

Zur weiteren diagnostischen Abklärung wurde ich noch zu einem Neurologen geschickt. Außerdem sollte ein Kopf-MRT durchgeführt werden. Diese Untersuchungen ergaben keine krankhaften Befunde.

Im weiteren Verlauf nahmen meine Kontrast-Sehstörungen auf beunruhigende Weise zu. Professor Erb erklärte diese mit dem Glaukom, aber auch mit meiner starken Kurzsichtigkeit. Im Oktober und November 2012 war er der Meinung, dass sich meine Gesichtsfelder verschlechtert hätten. Außerdem hatte ich Druckspitzen bis hin zu 18mmHg. Nun schlug er mir eine Lasertherapie vor und ich willigte ein. Die Eingriffe führte Prof. Erb zeitnah durch.

Ich dachte zunächst, es handele sich hierbei um den Eingriff, den schon Dr. Zarmas-Röhl im Ernst-von-Bergmann-Klinikum an mir durchführen wollte. Erst später, durch Teilnahme an der Glaukom-Selbsthilfegruppe, wurde mir klar, dass es die Argon-Lasertrabekuloplastik (ALT) und die Selektive Lasertrabekuloplastik (SLT) gab, und dass Professor Erb bei mir eine ALT durchgeführt hatte. Welche der beiden Lasereingriffe die Glaukom-Spezialistin Dr. Zarmas Röhl im Ernst-von-Bergmann-Klinikum geplant hatte, weiß ich nicht.

Ich konnte nicht feststellen, dass sich der Eingriff von Prof. Erb drucksenkend ausgewirkt hatte. Dies wurde auch nicht systematisch ausgewertet. So begann ich kurze Zeit später trotzdem wieder mit der Tropfen-Therapie. Zunächst mit Taflotan sine, das ich besser vertrug als bei meinem ersten Versuch. Später kam noch Trusopt sine dazu. Und dann statt Taflotan sine irgendwann Monoprost. So ging das bis Anfang 2016, als ich mit Unterstützung der Glaukom Selbsthilfegruppe beschloss, mehrere Ärzte zu ihrer Meinung über meine zunehmenden Kontrast-Sehstörungen zu befragen.

Die Meinungen meiner Ärzte zu meinen Kontrastsehstörungen 

  1. Prof. Rieck meinte schon 2012 eine leichte Linsentrübung zu erkennen. 
  2. Prof. Pham meinte mit Blick auf mein HRT, dass 50% meiner Sehzellen bereits abgestorben seien. Die Kontrast-Sehstörungen seien ein Symptom des Glaukoms. Die Linse sei klar.
  3. Prof. Erb führte wie bereits erwähnt die Kontrast-Sehstörung auf das Glaukom zurück und auf die starke Kurzsichtigkeit. Die Linse sei klar.
  4. Dr. Lipski aus der Charité, in der eine Elektrophysiologie durchgeführt wurde, führte die Kontrast-Sehstörung auf eine Medikamenteneinnahme (Isotretinoin) zurück. Er empfahl mir den Beipackzettel zu lesen.
  5. Prof. Rüther untersuchte mich mit einem Skiaskop und war der Meinung, alle meine geschilderten Symptome seien mit der eindeutig mit dem Skiaskop festgestellten Linsentrübung vollständig erklärbar. Er wäre im Übrigen gar nicht unbedingt auf die Idee gekommen, dass ich ein Glaukom habe.
  6. Eine Optikerin, die ich nebenbei auch um Rat gefragt hatte, meinte meine Linse sei völlig klar und führte die Kontrast-Sehstörungen auf eine Winkelfehlsichtigkeit zurück. Diese sei mit einer Prismenbrille zu beheben, was sich jedoch mit den Testgläsern nicht bestätigen ließ.
  7. Prof. Pillunat sagte nach aufwendiger Glaukom-Diagnose: “Sie haben kein Glaukom.” Damit hatte ich nach all den Jahren nicht gerechnet. Er empfahl mir alle Glaukom-Medikamente abzusetzen. Ich hätte das Gesichtsfeld einer Gesunden. Das OCT zeige eine gesunde Nervenfaserschicht und auch das HRT sei in Ordnung. Die Kontrast Sehstörungen führte er auf das trockene Auge zurück, das ich konsequent mit Tränenersatzflüssigkeit behandeln solle.

Wie es danach weiterging

Ich fahre nun gelegentlich zur Kontrolle nach Dresden zu Prof. Pillunat. Nach knapp zwei Jahren ist er noch immer der Meinung, dass ich kein Glaukom habe. Die Kontrast-Sehstörung ist durch die Behandlung mit Tränenersatzflüssigkeit nicht besser geworden. Nachdem mir eine andere Patientin exakt meine Symptome beschrieben hatte, die bei ihr nach einer Katarakt-OP verschwunden waren, tendiere ich dazu, Prof. Rüthers Erklärung für die wahrscheinlichste zu halten. Er war der einzige, der ein Skiaskop zu Hilfe nahm. Was das Glaukom betrifft, so halte ich mich an Prof. Pillunat und Prof Rüther.

Die großflächigen Gesichtsfeldausfälle, die mir die Glaukomspezialistin vom Ernst-von-Bergmannklinikum 2011 in Aussicht gestellt hatte, haben sich jedenfalls nicht eingestellt. Vielleicht habe ich das ja der ALT zu verdanken, die Prof. Erb 2012 an mir durchgeführt hatte (Vorsicht Ironie).

Von einer Katarakt-OP raten mir übrigens alle Ärzte ab. Diese sei aufgrund meiner hohen Kurzsichtigkeit viel zu riskant. Ganz abgesehen davon, haben die meisten sowieso meine Linse nicht für die Kontrast-Sehprobleme verantwortlich gemacht.

Dass meine Ärzte mir vermutlich überflüssigerweise jahrelang eine Glaukomtherapie inkl. Lasereingriff verordnet haben, macht mich noch immer einigermaßen fassungslos. Es hat mich viel Zeit, Geld und Nerven gekostet und ich glaube, dass meine Augen ohne jahrelange Applikation von Glaukomtropfen heute deutlich weniger trocken wären.
Prof. Pillunat bin ich dankbar, dass er mich aus diesem Albtraum befreit hat. 

An die Konstrast-Sehstörungen habe ich mich zwischenzeitlich ein wenig gewöhnt. Vor allem haben sie ihre Bedrohung verloren.

Zu Prof. Erb bin ich nicht mehr gegangen.